Seit 25. Januar hat das Gymnasium eine eigene Geschichtsausstellung. „Hammer – Zirkel – Stacheldraht- Zwangsarbeit politischer Häftlinge in der DDR“ ist eine Wanderausstellung, die die Fachschaft Geschichte an die Schule geholt hat. Mit dieser Ausstellung wird grundlegend über Zwangsarbeit politischer Häftlinge informiert und damit auch ein dunkles Kapitel der DDR-Geschichte dargestellt. Politische Häftlinge wurden zu Zwangsarbeit herangezogen und mussten Arbeiten verrichten, die normale Beschäftigte nicht verrichten wollten. Dabei wurde keine Rücksicht genommen auf Arbeitsschutz oder Gesundheitsvorsorge. Im Gegenteil, die harte Arbeit wurde durch Schlafmangel, schlechte Ernährung und unzureichende Kleidung noch erschwert. Bei Arbeitsverweigerung wurden drakonische Strafen verhängt, die schlimmste dabei der sogenannte „Nachschlag“, der eine Verlängerung der Haft bedeutete.
Die Ausstellung, die gerade am Gymnasium gastiert, geht auf diese Zustände faktenreich ein. Unter anderem gibt sie einen Überblick über die 55 Haftstätten, die es im heutigen Sachsen-Anhalt gab. Die dort Inhaftierten mussten in etwa 180 Betrieben Zwangsarbeit verrichten. Einsatzbetriebe waren unter anderem das Braunkohlenkombinat Bitterfeld, die Filmfabrik Wolfen, das Zementwerk Coswig und die chemischen Kombinate Bitterfeld und Buna.
Die ersten Klassen haben die Ausstellung in Begleitung der jeweiligen Lehrkraft bereits besucht und zeigten sich betroffen. Während des Rundgangs durch die Ausstellung stellt eine Schülerin der Klasse 11 fest: „Man hatte schon ein Bild im Kopf, allerdings unterschied es sich stark von der tatsächlichen Schwere der Arbeit und deren Folgen.“ Ähnlich sieht es eine Schülerin der Klasse 10, die in einem sehr persönlichen Kommentar ihren Eindruck schildert: „Mich persönlich hat die Ausstellung sehr berührt. Mir war bewusst, dass es Zwangsarbeit gab, jedoch nicht, wie schlimm diese tatsächlich war. Gerade die Folgen der Zwangsarbeit, unter welchen die Häftlinge heute noch leiden, war sehr emotional.“
Geschichte auf diesem Weg zu erleben, ist für die Schülerinnen und Schüler bereichernd und vermutlich eindrücklicher als die eine oder andere Geschichtsstunde, denn auch die Machart der Ausstellung fand Anklang: „Die Banner sind eindrucksvoll und übersichtlich gestaltet und es gibt nicht zu viel Text zu lesen“, äußerte sich eine Schülerin der Klasse 11. Ein anderer Schüler fand „die Ausstellung sehr gelungen, da man einen sehr guten Überblick über das Thema Zwangsarbeit, speziell in der DDR, bekommt.“ Seiner Meinung nach sei es sehr wichtig, dass man auch heute noch daran erinnere und wertschätzte, wie gut es uns heute gehe. An den Kommentaren der Schülerinnen und Schüler wird auch deutlich, dass der Besuch der Ausstellung ein Bewusstsein dafür weckt, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, auch wenn oder gerade da die Bilder und Informationen zum Teil erschütternd sind, was an einem weiteren Schülerkommentar deutlich wird: „Diese Ausstellung hat mich schockiert, jedoch ist es wichtig, das Wissen über die damaligen Geschehnisse und Misshandlungen zu verbreiten, da es viele Menschen gibt, die davon psychische und körperliche Folgen getragen haben. Es tut weh, zu erfahren, wie grausam Menschen sein können, doch die Wahrheit ist nicht immer schön.“
Bis zum 11. Februar werden nun sicherlich alle Geschichtslehrer der Klassenstufen 9-12 die Gelegenheit nutzen, um ihren Klassen anhand der Ausstellung ein eindrucksvolles Bild der DDR-Vergangenheit zu vermitteln. Mit diesem Wissen im Hintergrund werden die Schülerinnen und Schüler den Besuch einer Zeitzeugin, der für Mai geplant ist, bestimmt in besonderem Maße zu würdigen wissen.